Teil 7
In Teil 7 widmen wir uns konkret folgenden Fragen: "Wozu braucht es überhaupt eine Museumswerkstatt?" und "Was bedeutet es, einen Automaten zu restaurieren?"
[Foto: Die Museumstechniker (v.l.n.r.) Josef Herb, Matthias Diekmann, Ingo Rosenbrock]
Teil 7
In Teil 7 widmen wir uns konkret folgenden Fragen: "Wozu braucht es überhaupt eine Museumswerkstatt?" und "Was bedeutet es, einen Automaten zu restaurieren?"
[Foto: Die Museumstechniker (v.l.n.r.) Josef Herb, Matthias Diekmann, Ingo Rosenbrock]
In diesem Teil unserer Blog-Serie möchten wir Ihnen die Mitarbeiter unserer Abteilung vorstellen, die meist im Hintergrund agieren: die Techniker unserer Museumswerkstatt. Ohne Matthias Diekmann, Josef Herb und Ingo Rosenbrock würde keines der Exponate so aussehen und funktionieren, wie Sie es heute in der Ausstellung vorgeführt bekommen.
Wir gehen davon aus, dass alle Automaten, die heute Teil der Sammlung Gauselmann sind, einmal funktionstüchtig waren und sich in einem optisch tadellosen Zustand befanden, als sie vom Hersteller ausgeliefert wurden. Wenn sie in die Sammlung kommen, sind seit diesem Zeitpunkt bis zu 150 Jahre vergangen. Daher ist es leicht nachvollziehbar, dass sich kaum ein Automat, der heute Teil der Sammlung Gauselmann ist, in einem optisch und technisch einwandfreien Zustand befand, als er zu uns kam.
In den meisten Fällen steckt harte Arbeit hinter dem Ergebnis, das sich später in Form von restaurierten Automaten nicht nur in den Ausstellungsräumen des Deutschen Automatenmuseums zeigt. Um Ihnen einen kleinen Einblick in den Arbeitsalltag der drei Kollegen zu gewähren, haben wir sie einen Tag lang begleitet.
Bei der Musikbox "Telematic 200" handelt es sich um ein Exponat, das sich bereits seit 1990 in der Sammlung Gauselmann befindet. Diese Box besitzt eine besondere Art der Titelauswahl, wie sich auf den ersten Blick erkennen lässt. Wie damals beim Telefon musste man den gewünschten Titel mithilfe einer 3-stelligen Zahlenkombination an einer Wählscheibe eingeben, um ihn zu hören.
Bei der Musikbox "Telematic 200" handelt es sich um ein Exponat, das sich bereits seit 1990 in der Sammlung Gauselmann befindet. Diese Box besitzt eine besondere Art der Titelauswahl, wie sich auf den ersten Blick erkennen lässt. Wie damals beim Telefon musste man den gewünschten Titel mithilfe einer 3-stelligen Zahlenkombination an einer Wählscheibe eingeben, um ihn zu hören.
Leider kam diese Musikbox mit eingeschränkter Funktionsweise zu uns. Von den 200 möglichen Titeln, die in der "Telematic 200" eigentlich zur Auswahl stehen, konnten lediglich zehn korrekt abgespielt werden. Somit war es in den vergangenen Jahrzehnten zwar möglich, die Box aufgrund ihres tollen optischen Erhaltungszustands auszustellen, jedoch unmöglich, sie voll in Funktion zu versetzen.
Nach intensiver Fehlersuche stand fest: Die sogenannte "Kommandozentrale" im Gerät ist defekt. Ihre Aufgabe ist es, ähnlich wie in vergangenen Zeiten die Telefonvermittlung, die korrekte Verbindung zwischen der Information des gewählten Titels und dem Impuls zum Auflegen der richtigen Schallplatte herzustellen.
Eine mögliche Lösung des Problems wäre gewesen, die "Kommandozentrale" als Herzstück des Exponats komplett zu zerlegen, alles zu reinigen und alle Kabel zu prüfen. Dies hätte allerdings schätzungsweise mehrere Wochen Arbeitszeit in Anspruch genommen. Eine viel kostengünstigere Variante wäre es natürlich, das besagte Bauteil als Ersatzteil zu beziehen. Doch wer bietet ein Ersatzteil für eine 64 Jahre alte Musikbox an?
An dieser Stelle zahlte sich die jahrzehntelange Netzwerkarbeit des Museums aus, die uns bereits viele Male einen erheblichen Vorteil verschaffte. Ein Sammler aus der Nähe von Bremen konnte weiterhelfen. Er beschäftigt sich privat und aus Leidenschaft mit Erzeugnissen der Firma Tonomat und ist Experte auf diesem Gebiet. In seinem privaten Archiv lagerte tatsächlich eine passende und funktionstüchtige Kommandozentrale für unsere Telematic 200.
An dieser Stelle zahlte sich die jahrzehntelange Netzwerkarbeit des Museums aus, die uns bereits viele Male einen erheblichen Vorteil verschaffte. Ein Sammler aus der Nähe von Bremen konnte weiterhelfen. Er beschäftigt sich privat und aus Leidenschaft mit Erzeugnissen der Firma Tonomat und ist Experte auf diesem Gebiet. In seinem privaten Archiv lagerte tatsächlich eine passende und funktionstüchtige Kommandozentrale für unsere Telematic 200.
Nach dem Einbau der "neuen" Kommandozentrale, dem Tausch der Kondensatoren und der Reinigung der Kontakte ist es unserem Kollegen gelungen, die Musikbox aus dem Jahr 1957 wieder vollständig funktionstüchtig zu restaurieren.
Vielen Dank, Matthias Diekmann!
Einige Male im Jahr erreichen uns Leihanfragen von anderen Museen aus Deutschland, und immer häufiger auch aus dem europäischen Ausland. Wir erhielten eine Anfrage der Kolleg*innen des Speelklok Museums in Utrecht, Niederlande. Für eine Sonderausstellung wurde dort eine US-amerikanische Slot Machine benötigt.
Nach intensiver Kommunikation mit den niederländischen Kolleg*innen über das geeignete Exponat, die Bedingungen für eine Leihgabe aus der Sammlung Gauselmann und Übersendung des Leihvertrags begleiten wir nun Ingo Rosenbrock dabei, eine Leihgabe aus seiner Sicht zu prüfen und sie im besten Fall auf ihren Weg zu bringen.
Einige Male im Jahr erreichen uns Leihanfragen von anderen Museen aus Deutschland, und immer häufiger auch aus dem europäischen Ausland. Wir erhielten eine Anfrage der Kolleg*innen des Speelklok Museums in Utrecht, Niederlande. Für eine Sonderausstellung wurde dort eine US-amerikanische Slot Machine benötigt.
Nach intensiver Kommunikation mit den niederländischen Kolleg*innen über das geeignete Exponat, die Bedingungen für eine Leihgabe aus der Sammlung Gauselmann und Übersendung des Leihvertrags begleiten wir nun Ingo Rosenbrock dabei, eine Leihgabe aus seiner Sicht zu prüfen und sie im besten Fall auf ihren Weg zu bringen.
Nachdem die formellen Voraussetzungen für die Ausleihe geklärt wurden, prüft er zuerst die konservatorische Eignung des angefragten Exponats mithilfe der Eintragungen in der Museumsdatenbank. In diesem Fall handelt es sich um eine US-Slot Machine mit dem Namen "Golden Nugget". Der Kollege kontrolliert das zuletzt erstellte Zustandsprotokoll für das Exponat inklusive Fotos sowie das Restaurierungsprotokoll. Dabei achtet er speziell auf Angaben zur Ausstellungsfähigkeit.
Als Nächstes überprüft er die in der Datenbank hinterlegten Angaben am Exponat. Ingo Rosenbrock notiert sich die neunstellige Lagerplatznummer und macht sich auf den Weg ins Museumsdepot.
In der Werkstatt angekommen, befreit der Kollege den Automaten aus seiner Lager- bzw. Transportkiste. Das ist keine leichte Aufgabe, da dieses Modell ganze 40 kg auf die Waage bringt. Er nimmt eine erste optische Bestandsaufnahme vor und vergleicht den Korpus der Slot Machine mit den Fotos in der Datenbank.
Anschließend muss der richtige Schlüssel aus den ca. 2.200 Automaten-Schlüsseln, die in der Werkstatt lagern, herausgesucht werden, um den Zustand der Mechanik der "Golden Nugget" und ihre Funktionstüchtigkeit im Inneren überprüfen zu können.
Wenn nach der Überprüfung nichts gegen eine Leihgabe des Exponats spricht, gibt Ingo Rosenbrock grünes Licht für die weitere Planung und erstellt ein aktuelles Zustandsprotokoll. Das Exponat reist mit nach Utrecht, um – wie der Name verrät – den Zustand zu dokumentieren. Die niederländischen Kolleg*innen nehmen die Leihgabe in Empfang und können mithilfe des Protokolls eventuelle Transportschäden feststellen, die der Versicherung unverzüglich zu melden wären. Danach verpackt der Techniker den Automaten sicher für den Transport, erstellt einen Lieferschein und koordiniert als Ansprechpartner vor Ort die Abholung der Slot Machine mit dem vom Leihnehmer beauftragten Logistikunternehmen.
Erst durch die Arbeit von Ingo Rosenbrock ist es dem Deutschen Automatenmuseum möglich, Automatengeschichte auch weit von Espelkamp entfernt zu präsentieren und damit einmal mehr den historischen Wert unserer Branche zu untermauern.
Vielen Dank, Ingo Rosenbrock!
Das Museum konnte einen Neuzugang verzeichnen: den „Atlantic Elektrisier Automat“ aus dem Jahr 1925.
Der Automat funktioniert wie folgt: Nach Einwurf eines 10-Reichspfennig-Stücks mussten die beiden Metallknäufe umfasst und der rechte gedreht werden, wodurch mithilfe einer Batterie Strom durch den Körper floss. Auf dem Exponat ist noch heute Folgendes zu lesen:
"Ein Weg zu Kraft und Schönheit. Zur Vorbeugung von Krankheiten ist häufiges Elektrisieren empfohlen."
Im Folgenden begleiten wir Josef Herb bei den Schritten, die jeder Automat durchläuft, wenn er in die Sammlung Gauselmann aufgenommen wird.
Das Museum konnte einen Neuzugang verzeichnen: den „Atlantic Elektrisier Automat“ aus dem Jahr 1925.
Der Automat funktioniert wie folgt: Nach Einwurf eines 10-Reichspfennig-Stücks mussten die beiden Metallknäufe umfasst und der rechte gedreht werden, wodurch mithilfe einer Batterie Strom durch den Körper floss. Auf dem Exponat ist noch heute Folgendes zu lesen:
"Ein Weg zu Kraft und Schönheit. Zur Vorbeugung von Krankheiten ist häufiges Elektrisieren empfohlen."
Im Folgenden begleiten wir Josef Herb bei den Schritten, die jeder Automat durchläuft, wenn er in die Sammlung Gauselmann aufgenommen wird.
Zunächst wird dem Exponat eine Inventarnummer gegeben, die es in der Sammlung unverwechselbar macht. Anschließend beginnt der Museumstechniker, das Gerät äußerlich zu begutachten und nach Beschädigungen zu untersuchen. Danach wird der Automat vermessen und gewogen.
Mit den gesammelten Daten wird ein sogenanntes Stammblatt in der Datenbank angelegt, in dem alle Informationen verzeichnet werden, die uns zu dem jeweiligen Automaten bekannt sind. Hinzu kommen Angaben zum Hersteller, zur Stadt bzw. zum Entstehungsland und zur Datierung. Somit werden die Daten zum Exponat alle digital erfasst.
Bei diesem Exponat gab es ein Problem, das nur dank der Erfahrung des Mitarbeiters gelöst werden konnte. Der Schlüssel ist nicht vorhanden, was bei Neuzugängen keine Seltenheit darstellt. Er ist jedoch unabdingbar, um den Automaten zu öffnen, ohne das Schloss aufbrechen zu müssen.
Hier ist eine Fähigkeit gefragt, die Josef Herb sich über 30 Jahre lang in der Museumswerkstatt angeeignet hat: das sogenannte "Lockpicking". Die Kunst besteht darin, ein Schloss zu öffnen, ohne es zu zerstören. Nachdem der Automat so geöffnet wurde, zerlegte der Schlüsselexperte des Museumsteams das Schloss und fertigte einen passenden Schlüssel zum Originalschloss des Exponats an.
Nach einer anschließenden Bestandsaufnahme des technischen Zustands und einer Beurteilung des Restaurierungsaufwands wird jeder Neuzugang in der Sammlung entweder direkt restauriert bzw. repariert oder die Notwendigkeit einer Restaurierung festgehalten, für einen späteren Zeitpunkt. Nun wird der konservatorische Zustand in Form von Fotos dokumentiert. Um möglichst aussagekräftige Bilder in guter Qualität zu erhalten, baut der Kollege ein mobiles Foto-Studio auf.
Anschließend erhält der "Atlantic Elektrisier Automat" seinen festen Platz im Depot und wartet dort auf den nächsten Einsatz als Repräsentant eines skurrilen Stücks Automatengeschichte.
Vielen Dank, Josef Herb!
Nach einer anschließenden Bestandsaufnahme des technischen Zustands und einer Beurteilung des Restaurierungsaufwands wird jeder Neuzugang in der Sammlung entweder direkt restauriert bzw. repariert oder die Notwendigkeit einer Restaurierung festgehalten, für einen späteren Zeitpunkt. Nun wird der konservatorische Zustand in Form von Fotos dokumentiert. Um möglichst aussagekräftige Bilder in guter Qualität zu erhalten, baut der Kollege ein mobiles Foto-Studio auf.
Anschließend erhält der "Atlantic Elektrisier Automat" seinen festen Platz im Depot und wartet dort auf den nächsten Einsatz als Repräsentant eines skurrilen Stücks Automatengeschichte.
Vielen Dank, Josef Herb!
Wie Sie sehen, ist die Arbeit der Mitarbeiter der Museumswerkstatt sehr vielfältig. Neben dem anspruchsvollen Restaurieren der Exponate muss auch dokumentiert, das Depot verwaltet und die Exponate müssen inventarisiert werden. Zudem muss Netzwerkarbeit mit anderen Sammler*innen betrieben werden. Exponatstransporte, sowohl interner als auch externer Natur, müssen koordiniert und Ausstellungen, sowohl auf Schloss Benkhausen als auch an externen Standorten bundesweit, auf- und abgebaut werden.
Im nächsten Teil der Blogserie "Was macht ihr im Museum eigentlich?" zeigen wir Ihnen, wie es aussieht, wenn sich das Museum auf Messen präsentiert. Sie erfahren, auf welchen Messen wir zu finden sind und warum es sich lohnt, diesen Aufwand zu betreiben.