Ansichtskarten HQ0213: Borkum Bahnhof, nach 1927

Was machen wir im Museum eigentlich?

Teil 4

In Teil 4 widmen wir uns konkret folgenden Fragen: "Warum sind etliche Exponate der Sammlung gar keine Automaten?" und "Was macht Gegenstände ohne Münzeinwurf für das Museum so wertvoll?"

Ansichtskarten HQ0213: Borkum Bahnhof, nach 1927

Was machen wir im Museum eigentlich?

Teil 4

In Teil 4 widmen wir uns konkret folgenden Fragen: "Warum sind etliche Exponate der Sammlung gar keine Automaten?" und "Was macht Gegenstände ohne Münzeinwurf für das Museum so wertvoll?"

Wenn wir im Museum über ein "Exponat" sprechen, muss damit nicht zwangsläufig ein Automat gemeint sein. Auch Gegenstände, wie Automatenware oder -gewinne, historische Werbung, Münzen, Schaltpläne und vieles mehr, werden als "Exponate" bezeichnet. Diese Sammlungsstücke ohne Münzeinwurf sind für uns von großem Wert. Denn sie verschaffen neue Erkenntnisse und helfen, die Geschichte der Automatenbranche zu rekonstruieren und zu verstehen, bevor wichtige Teile von ihr drohen, für immer verloren zu gehen.

Exemplarisch wird im Folgenden anhand von Ansichtskarten gezeigt, welche wichtigen Erkenntnisse uns überliefert werden durch Exponate, die zwar keine Automaten aber dabei nicht minder wichtig für unsere Arbeit sind.

Nun werden Sie sich vermutlich Fragen: "Was machen denn Ansichtskarten für ein Automatenmuseum so wichtig?!" Und diese Antwort wollen wir Ihnen gewiss nicht schuldig bleiben:
Bei sogenannten Ansichtskarten im Bestand der Sammlung handelt es sich per Definition um Postkarten mit Bildmotiv. Die Ältesten davon sind in die Zeit des Deutschen Kaiserreichs zu datieren. Manche von ihnen wurden beschrieben, frankiert und verschickt - andere sind "ungelaufen", wie man in Fachkreisen sagt, und dennoch sind sie alle eines - echte Zeugen der Zeit, in der sie entstanden.

Wie auf dieser Karte zu sehen, lassen sich mit ihrer Hilfe ehemalige Aufstellorte belegen. Aufgrund der Vielzahl an Ansichtskarten sind Tendenzen bezüglich der damaligen Produktverbreitung, Produktionszahlen und Modellpräferenzen deutlich zu erkennen. Ferner ist anhand der Motive zu erahnen, welche Rolle die Automaten im Alltag der Menschen in der Vergangenheit spielten.
[Ansichtskarte: HQ0139: Hotel, Restaurant und Café Hubertus, Braunlage (Harz), Ende 1950er-Jahre; Musikbox: Bergmann Symphonie D80, ab 1957]

Ansichtskarte HQ0139: Hotel, Restaurant und Café Hubertus, Braunlage (Harz), Ende 1950er-Jahre
Ansichtskarte HQ0139: Hotel, Restaurant und Café Hubertus, Braunlage (Harz), Ende 1950er-Jahre

Wie auf dieser Karte zu sehen, lassen sich mit ihrer Hilfe ehemalige Aufstellorte belegen. Aufgrund der Vielzahl an Ansichtskarten sind Tendenzen bezüglich der damaligen Produktverbreitung, Produktionszahlen und Modellpräferenzen deutlich zu erkennen. Ferner ist anhand der Motive zu erahnen, welche Rolle die Automaten im Alltag der Menschen in der Vergangenheit spielten.
[Ansichtskarte: HQ0139: Hotel, Restaurant und Café Hubertus, Braunlage (Harz), Ende 1950er-Jahre; Musikbox: Bergmann Symphonie D80, ab 1957]

Was passiert mit den Ansichtskarten, um sie im maximalen Umfang für den Erkenntnisgewinn auch in Zukunft zu nutzen?

Nach dem Digitalisieren der Vorder- und Rückseite einer jeden Karte wird sie als "Historische Quelle" in der internen Datenbank inventarisiert, um jederzeit und von jedem Ort aus digital auf das Exponat zugreifen zu können.

Alles, was über das Objekt bekannt und ihm zu entnehmen ist, wird festgehalten -
von Datierung über den Versicherungswert und den Standort bis hin zum abgebildeten Automaten.
In diesem Zuge erhält auch jede Karte eine Inventarnummer, die sie im Bestand des Museum unverwechselbar macht.

Um diese kleinen Ansichtskarten-Exponate für die Nachwelt zu erhalten und ihren Zustand zu konservieren, werden zur Archivierung Umschläge aus säurefreiem Papier verwendet. Auf diesen Umschlägen wird dann die zugeordnete Inventarnummer befestigt. In professionellen Kartons verstaut, erhält danach jedes Exponat seinen festen Platz im Museumsarchiv.

Gerade bei den Ansichtskarten hat das Museumsteam inzwischen ungeahnte detektivische Fähigkeiten entwickelt. Es ist in einigen Fällen eine wirkliche Herausforderung, Hersteller und Modelle anhand der Abbildungen auf den Karten zu bestimmen. Deswegen ist die Lupe ein unverzichtbares Hilfsmittel, wie in diesen Fällen:

Finden Sie den einzigen freistehenden Münzautomaten auf dieser Ansichtskarte?

Ansichtskarte HQ0223: Würzburg Frankonia Automat, um 1900

Haben Sie den Zigarrenverkäufer auf Anhieb erkannt?

Wie sieht es mit dieser Ansichtskarte aus? Können Sie den Automaten entdecken?

Ansichtskarte HQ0114 Horsten bei Bad Nenndorf, Rottmanns Mühle, 1950er-Jahre

Eine Ansichtskarte haben wir noch für Sie! Wo ist hier der Automat?

Ansichtskarte HQ0213 Borkum Bahnhof, nach 1927

Sie konnten sich gerade selbst davon überzeugen, dass Ansichtskarten die Wurzeln der Automatenbranche zeigen können. Diese Karten sind somit wichtige visuelle Quellen für gesicherte Erkenntnisse. Durch die Digitalisierung, Inventarisierung und Archivierung retten wir diese Zeugnisse der Zeit für die kommenden Generationen. Allein mit der Hilfe solcher Quellen gelingt es dem Museum u. a., Ausstellungen zu konzipieren, die historisch korrekt der Öffentlichkeit des 21. Jahrhunderts vor Augen führen, in welcher langen Tradition die Branche sowie die Gauselmann Gruppe arbeitet.

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Wie sich anhand dieser wenigen Beispiele erkennen lässt, sind die kleinen Karten faszinierende Exponate. Deshalb haben wir sie 2022 zum Mittelpunkt einer Sonderausstellung im Deutschen Automatenmuseum gemachen und damit der Öffentlichkeit den Zugang im großen Stil ermöglicht.

Einen Rückblick zu dieser Ausstellung finden Sie
hier.

Im nächsten Teil der Blogreihe "Was machen wir im Museum eigentlich?" erfahren Sie Spannendes über unsere Arbeit an Sonderausstellungen.

Sonderausstellung-Gruß&Kuß_1280x720
Sonderausstellung-Gruß&Kuß_1280x720

Wie sich anhand dieser wenigen Beispiele erkennen lässt, sind die kleinen Karten faszinierende Exponate. Deshalb haben wir sie 2022 zum Mittelpunkt einer Sonderausstellung im Deutschen Automatenmuseum gemachen und damit der Öffentlichkeit den Zugang im großen Stil ermöglicht.

Einen Rückblick zu dieser Ausstellung finden Sie
hier.

Im nächsten Teil der Blogreihe "Was machen wir im Museum eigentlich?" erfahren Sie Spannendes über unsere Arbeit an Sonderausstellungen.